14.08.2013, 09:21
(13.08.2013, 18:34)Limbo schrieb: Deshalb sollte er, falls er das nicht so getan hat, auch mit dem Drehmomentschlüssel die Zylinderkopfschrauben nachziehen.
das wäre stochern im trüben...und mit welchem anzugsmoment denn dann?
die problematik beim momentenanzugsverfahren ist die grosse streuung der vorspannkraft, da der grösste teil des aufgebrachten momentes (je nach schmierung 80-90%) in der reibung versickern.
unabhängiger von der reibung wird man, wenn man die gut vorangezogene schraube (ca. 50%) um einen - durch den winkel bestimmten - betrag in der länge so streckt (irreversibel längt), dass man in den plastischen bereich gelangt (der obere flache teil des spannungs-dehnungs-diagrammes).
damit ist auf einfache und zuverlässige weise sichergestellt, dass alle schrauben annähernd gleich vorgespannt sind.
in diesem bereich kann man dann mit nachträglichem momentenanzug nur schaden anrichten, weil das anzugsmoment mit zunehmender streckung (vor dem gewaltbruch) kaum mehr ansteigt.
der begriff "dehnschraube", der eigendlich nirgends genau definiert ist, ist etwas irreführend, da die zk-schrauben ja überdehnt werden.
"streckschraube" wäre wohl treffender; "richtige" dehnschrauben, die i.d.r. einen möglichst langen, verjüngten schaft haben, werden nämlich durchaus wieder verwendet.
würde man die streckgrenze durch kontinuierliches messen beim anziehen genau ermitteln und dann stoppen, könnte man die schrauben auch wiederverwenden.
dieses "streckgrenzgesteuerte anziehverfahren" wird z.b. im flugzeugbau auch angewandt.
mag sogar sein, dass der erfahrene schrauber diesen punkt annähernd im "gefühl" hat - nach fest kommt nämlich erst mal 'ne weile nix... und dann erst... ab.
mit robotermontage hat das winkelgesteuerte anziehen aber eher nix zu tun, auch nicht mit den neuen metaloplastdichtungen, die ein geringeres setzverhalten haben, weshalb sie ja auch nicht nachgezogen werden müssen.
lg - manfred