(22.09.2022, 07:28)C06Toujours schrieb: Am letzten Wochenende, haben wir den Trip nach die Niederlande zum Renaultoloog gemacht. Es war ein super Treffen, nächstes Mal sind wir wieder dabei, aber wohl ohne Anhänger. Durch den Anhänger, den Regen und Wind, konnte man nicht so schnell fahren wie sonst. Daher lag eine Fahrt bei 10 Stunden mit Pausen und ohne große Störungen. Wir waren mehr im 3.ten und 4.ten Gang als im 5ten unterwegs. Verbrauch hat sich natürlich dadurch auch gespiegelt. Durch die bergige Landschaft wurde dem Twin viel abverlangt. Machbar ist es, alle Male.
Da ich eh einen Motorumbau vor hatte, habe ich mir nun überlegt, anstatt eines komplett anderen Motor den vorhandenen zu nutzen. Da ich auch noch zwei gleiche Motoren auf Lager habe, kann ich bei dem jetztigen ausgebauten, den Umbau ganz in Ruhe vornehmen. Man hätte natürlich auch einen anderen Motor nehmen können, wie den 75psler, aber wenn mit dem mal was ist, habe ich keinen Ersatz. So kann ich umrüsten und wieder weiter fahren.
Hat schon mal einer den 58 PS Motor getunt? Ein bisschen Wissen habe ich schon. Wie Kurbelwelle und Schwungrad erleichtern, Ventile vergrößern, Kopf planen und eine andere Nockenwelle und Abgaskrümmer einbauen.
Der 5.te Gang wird im Winter getauscht bzw. dann wenn der andere Motor eh rein kommt. Je nachdem wie lange ich brauche.
Gerade mal nachgesehen, wo Deschka liegt. Mein lieber Schwan das liegt ja an der polnischen Grenze. in 10h mit eine 58PS Twingo und Wohnwagen einmal quer durch Deutschland - Respekt! Das ist keine schlechte Zeit und viele Pausen könnt ihr da auch nicht gemacht haben.
Auch wenn ich jetzt von einigen "Experten" hier zerrissen werde, lass den Quatsch mit dem "Motortuning". Bei den "Maßnahmen" die du aufgezählt hast, kommt nur Unsinn bei raus, aber ganz sicher keine Mehrleistung.
Kurbelwelle und Schwungrad erleichtern: Wie willst du das machen? Wenn das "richtig" werden soll, brauchst du dazu eine Drehmaschine oder jemanden der eine Drehmaschine hat und derjenige macht das nicht umsonst. Ja, irgendwelche "Experten" bohren da mit einer Bohrmaschine Freihandlöcher rein. Danach hast du eine unausgewuchtete und geschwächte KW und Schwungscheibe. Selbst wenn du das ordentlich mit einer Drehmaschine machst, hat man ganz ganz schnell den Punkt erreicht und überschritten an dem dir die Schwungmasse fehlt. Kein Problem auf einem Rundkurs wo man immer mnit Vollgas fährt, im normalen Standverkehr bleibt dir dann bei jedem Auskuppeln der Motor stehen... im normalen Alltag nicht fahrbar. (Da muss man noch nicht mal dranrumdrehen - die alten F+S 98ccm Motoren gab es mit Messing und mit Alu Schwungscheibe, und nein die sind nicht untereinander tauschbar...)
Ventile vergrößern: Dafür brauchst du eine Fräsmaschine die entsprechenden Piloten und Messer, eine entsprechende Ausbildung an Werkzeugmaschinen und Erfahrung oder jemanden, der dir das macht... den du dann bezahlen musst. Dabei schwächst du den Kopf und die Stege zwischen den Ventilen und der Kerzenbohrung werden sehr dünn. Wenn du keine Erfahrung hast und nicht weist, wie weit du gehen kannst, bist auch ganz schnell im Kühlwasserkanal... dann ist der Kopf Schrott. Selbst wenn das alles gut geht ist der Kopf danach thermisch höher belastet und mechanisch schwächer... wie lange das gut geht, kannst du nur selber rausfinden...
andere Nockenwelle und Abgaskrümmer einbauen: Brauchst du beides erstmal - weil das stellst du ganz sicher nicht selber her. Der Auspuff bringt viel viel weniger als du denkst. Die Nockenwelle bringt tatsächlich was - allerdings behaupte ich, dass du nicht weiß was. Um das rauszufinden, empfehle ich dir folgendes: Dreschka liegt ja in Brandenburg, da solltest du dir von irgendjemanden eine Schwalbe ausleihen und damit fahren. Danach besorgst du dir einen Sperber und fährst mit dem eine Runde. Beide Mopeds haben grob gesagt den gleichen Motor aber unterschiedliche Steuerzeiten. Die Schwalbe fährt ca. 60, der Sperber 80km/h. Die Leistungscharakteristik des Sperbers ist super spitz, du bist auf dem Ding nur am schalten. Genau das gleiche passiert, wenn du eine umgeschliffene Nocke einbaust (die du erstmal bekommen musst) - und da sprechen wir noch nicht mal von den Schwierigkeiten bzw. Unterschieden bei Schwalbe und Sperber ein ordentliches Standgas einzustellen - viel Spaß das mal beim Sperber zu versuchen...
Wie gesagt, die Nocke zu ändern bringt was, aber du musst halt wissen auf was du dich da einlässt, für ein Alltagsfahrzeug ist das nichts (aber das ist nur meine Meinung, es wird hier sicher genug gegenläufige Meinungen geben - die Frage ist nur, ob die jemals selber eine geänderte NW in der Hand hatten.)
Kopf planen: an sich keine Tuningmaßnahme. Man plant den Kopf, wenn die Dichtfläche schlecht oder verzogen ist. Was du meinst ist Erhöhung der Verdichtung - was man u.a. durch Planen des Kopfes erreichen kann. Das ist tatsächlich die einzige echte und sinnvolle Tuningmaßnahme. Die Verdichtungserhöhung bringt tatsächlich mehr Leistung über den gesamten Drehzahlverlauf und sie bringt mehr Drehmoment über den gesamten Drehzahlverlauf und sie senkt den Verbrauch in jedem Drehzahlbereich. Und das sogar deutlich! Allerdings steckt auch hier der Teufel im Detail: Der Motor wird thermisch und mechanisch viel stärker belastet. Die Feuerstege zwischen den Zylindern sind beim Twingo schon sehr dünn (deshalb soll man die Zylinder laut Renault auch nicht ausschleifen). Sehr schnell bist du hier in Bereichen, wo die Kopfdichtung durchbläst, weil du es mit der Verdichtung übertrieben hast. Oder der Motor ist nicht mehr vollgasfest. Man kann da mit der Metalldichtung des 16V Motor etwas entgegenwirken.
- Und mit der Metalldichtung wären wir schon beim beim Thema. Es ist ja nicht so, dass sich da nicht schon tausende gut bezahlte Ing. Gedanken drüber gemacht haben: Man muss sich einfach nur ansehen, was so vor 15 Jahren als höchste und letzte Ausbaustufe an Saugmotoren auf den Markt kam. Und a ist man dann ganz schnell bei den PSA/BMW VTi Motoren, die so ziemlich das Ende der Fahnenstange im Saugerbereich sind: 16V, Doppel-Vanos und Vavetronic. 16V kannst du für den Twingo kaufen, Nockenwellenverstellung und variabler Ventilhub wird schon ein Wahnsinnsaufwand das in einen Twingomotor einzubauen.
Umbau auf 16V Motor ist aus meiner Sicht die einzige sinnvolle Tuningmaßnahme - und selbst da strickt man das halbe Auto um.
Das sind nur ein paar wenige ausgewählte Punkte, warum heute niemand mehr "klassisches" Saugertuning macht: Weil es extremn viel Zeit, Geld und Erfahrung kostet. Weil es am wenig bringt. Und weil du dich - selbst wenn du es richtig machst - auf einer immer schmaleren Leistungscharakteristik bewegst und der Wagen damit immer weniger alttagstauglich wird.
Uff, ist jetzt doch ganz schön viel Text geworden. Ich hoffe ich konnte es ein wenig mit Beispielen rüberbringen. Ich empfehle auf jeden Fall den Schwalbe vs. Sperber Vergleich.