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Umbau auf Gasbetrieb (LPG) Twingo mit D4F-16V Motor
#8
Drittes Kapitel:

Nun zum technischen Teil:

Zuallerst, lasst Euch keinen Müll von irgendwelchen Umrüstern oder selbsternannten LPG-Spezialisten in den diversen LPG-Internetforen erzählen!
Dort stehen meist handfeste wirtschaftliche Interessen im Vordergrund die würden wahrscheinlich sogar die eigene Großmutter "problemlos" auf Autogas umrüsten!
Ich hatte damals einige Angebote eingeholt und was man mir dort so mitgeteilt wurde kann man aus heutiger Sicht nur als "haarsträubend" bezeichnen!

Um gleich alle "Ammenmärchen" vom Fahrzeugtypbezogenen "gasfesten Zylinderkopf" auszuräumen - DEN GIBT ES NICHT !!!
Kein Fahrzeug das für den Betrieb mit Benzin konstruiert wurde ist "gasfest".
Lediglich einige, in letzter Zeit speziell für den Gasbetrieb umkonstruierte Fahrzeuge (z. B. Dacia) kann man als solche bezeichnen.

Es ist keine Frage OB irgendwann ein Schaden an den Auslassventilen entsteht sondern lediglich WANN!!!

Hierzu sollte man folgendes wissen:
1.) Die Verbrennungstemperatur von Autogas ist WESENTLICH höher als die von Benzin.
2.) Die kühlende und schmierende Wirkung für die Ventile entfällt vollständig.

Man kann den unweigerlich eintretenden Ventilschaden des Motors durch folgende Maßnahmen hinauszögern:
- Zwischendurch immer mal nur mit Benzin fahren
- Vollgasfahrten mit Gas komplett unterlassen
- Regelmäßig (alle 10.000 KM) das Ventilspiel insbesondere der Auslassventile kontrollieren was aber in der Regel kein "kontrollieren" sondern "neu einstellen" ist.
Ist übrigens beim D4F-16V im Gegensatz zum D7F auf Grund der - tut mir leid, ich sags mal wieder - völlig IDIOTISCHEN Konstruktion mit der Ansaugbrücke die über den Ventildeckel geht ein "mehrstündiges Vergnügen".
Besonderen "Spaß" haben die Besitzer eines solchen Twingos mit Klimaanlage. Die dürfen dann auch noch den Kompressor ausbauen da dieser den Zugang zur äusserst linken Befestigungsschaube verhindert!
Was unbedingt gebraucht wird ist eine 50cm lange 1/4-Zoll Verlängerung für die Ratsche sowie eine 10er Nuss mit eingeklebtem Magneten ersatzweise geht auch Knetgummi.
Habt ihr das nicht, so wünsche ich viel Spaß beim Suchen der im Motorraum verschwunden Schrauben!

Auch ein günstiger Kompressionsmesser (gibts im Motorradversandhandel für ca. 17 €) ist unbedingt zu empfehlen.

Das Ventilspiel der Auslassventile sollte man bei der ersten, erforderlichen Nachstellung statt der Werksvorschrift von 0,22 mm gleich auf 0,3 mm einstellen.
Der Motor ist dann zwar ein wenig lauter aber das fällt bei dem akustischen Terror den der Twingo macht nicht weiter auf.
Die Nachstellintervalle verlängern sich dadurch erheblich!

Irgendwann kommt dann, je nach Fahrweise, der Punkt wo folgendes passiert:
Der Motor beginnt schon kurz nach der Ventilnachstellung an im Leerlauf "rüttelnd" unruhig zu laufen.
Im Ernstfall leuchtet dann auch noch die Motorkontrollleuchte und eine Abfrage des Steuergeräts über die OBDII-Schnittstelle zeigt an das in Zylinder X eine unvollständige Verbrennung bzw. Zündungsfehler vorliegen.
Eine Messung der Kompression von Zylinder X wird zeigen das diese nur die Hälfte der Kompression der anderen Zylinder beträgt.
Das erklärt natürlich den unrunden Lauf und auch einen nicht unerheblichen Leistungsverlust besonders beim beschleunigen,

Jetzt ist es VORBEI (bei mir nach 70.000 KM Gasbetrieb).
Wer jetzt nicht schnell handelt wird bald einen neuen Zylinderkopf brauchen!

Mittlerweile ist ein oder auch zwei Auslassventil(e) und oder deren Sitz soweit abgebrannt das das Ventil nicht mehr schließt.

Jetzt heist es, Zylinderkopf abmontieren und ab damit zum Motorenaufbereiter (empfehlenswert Fa. Maier Motorentechnik in Vaihingen/Enz).
Dort wird folgendes fällig:
- Gepanzerte Ventilsitze und Sitzringe 336 €
- 8 spezielle Auslassventile inklusive Montage 170 €
- Zylinderkopfschraubensatz 22 €
- Dichtungssatz inkl. Zylinderkopfdichtung 95 €
- Zylinderkopf planen 50 €
- Reinigung und Vormontage 90 €

Alle Preise inklusive Märchensteuer

Nach dem Zusammenbau habt ihr dann einen wirklich "gasfesten" Motor und das Affentheater mit dem ständigen Ventile nachstellen hört schlagartig auf!

Empfehlenswert ist das Ganze gleich so zu planen das Zahnriemenwechsel und Wasserpumpentausch vom Intervall her dazu passt.

Auf Grund der hohen Kosten die das in einer KFZ-Werkstatt aufwirft habe ich bereits in Kapitel 1 erwähnt das sich das Ganze eigentlich nur lohnt wenn er in der Lage ist die notwendigen Arbeiten selbst auszuführen.

Und nochmals zur Erinnerung: Das ist keine Frage des Fahrzeugs und lasst euch bloß nicht diesen völlig wirkungslosen Quatsch namens "Flashlube" aufschwatzen. Die Verlängerung der Lebensdauer steht in keinem Verhältnis zu den Kosten!

Es ist nun an Euch auszurechnen in wie weit sich die Sache durch den wesentlich günstigeren Gaspreis für euch lohnt.

So als Anhalt: Bei normalem Mischbetrieb liegt der Gasverbrauch etwa bei 8l/100km und der Gaspreis bei etwa 67ct/l.
Noch so als Tipp: Niemals Gas an der Tankstelle tanken die zocken nur ab!
Dort kostet der Liter in der Regel mindestens 10ct mehr als an den vielen Gastankmöglichkeiten die nicht von den Tankstellen betrieben werden.
Wer aus dem Raum Frankfurt kommt dem empfehle ich die Tankmöglichkeit auf der Königsteiner Straße in Höchst (ist eigentlich eine Firma für Brandschutz).
Gibt auch im Internet gute Übersichten mit aktuellen Preisen und bei Navigon einen Zusatz für die mobile Navigation die die jeweils nächste Tankmöglichkeit anzeigt.

So, das wars.

Sollten noch Fragen offen sein, dann hier im Thread stellen.
Nach möglichkeit werde ich sie zeitnah beantworten.

Gruß

HolgerB

Ach ja, noch ein Nachtrag:

Autogas ist nur deswegen preiswerter als Benzin weil der größte Abzocker von Allen - der Fiskus - noch bis Ende 2018 seine gierigen Klauen vom Autogas fernhält!
Wie es danach weitergeht weis niemand!

Ich finde es irgendwie immer lustig mit welcher Vehemenz unsere Politiker Elektroautos mit der Begründung de Umweltschutzes in den Markt zu drücken versuchen obwohl doch mit Autogas bereits seit Jahren eine ausgereifte Technik mit deutlich geringerer Schadstoffbelastung zur Verfügung steht!

Als Krönung wird auch noch ein teures Abgasgutachten mit Prüfung auf einem Rollenprüfstand (statt normaler Messung im Stand) gefordert obwohl von vorneherein klar ist das die Werte Systemmbedingt viel besser sind als bei Benzin!

Muß man nicht verstehen!

Gruß

HolgerB
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RE: Umbau auf Gasbetrieb (LPG) Twingo mit D4F-16V Motor - von HolgerB - 14.08.2013, 21:20

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