09.06.2018, 12:36
(08.06.2018, 22:02)Broadcasttechniker schrieb: In ner Großstadt kann doch keiner wirklich abhauen.
Das sollte man annehmen. Allerdings kommt das öfter vor, als man denkt. Z.B. bei kleineren Ordungswidrigkeiten, weil dich als Polizist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit davon abhält, belastendere Maßnahmen (für den Betroffenen, für andere Beteiligte und natürlich auch für Unbeteiligte) zu ergreifen. Anders natürlich bei dem zur Fahndung ausgeschriebenen mutmaßlichen Mörder. Da wird auch die Nagelkette ausgepackt und hinten sind meist mehrere Einsatzfahrzeuge als Verfolger dran. ABER: Diese drängeln nicht! Sie nötigen den Vorausfahrenden nicht zu hohen Tempi, sondern sie versperren den Rückzugsweg.
Bei Kleinigkeiten, auch bei Eigentumsdelikten, gilt: Im Zweifel auch mal ein guter Verlierer sein.
Zum Polizeiberuf:
Auch hier sind die Beamten nur ein Spiegel der Gesellschaft.* Das kann nicht anders sein, denn sonst gäbe es keine mehr. Wenn dir jemand wie ein Supermacho-Sheriff daherkommt, so liegt das daran, das es Supermachos gibt. Ist jemand zu dir sehr freundlich und erklärt dir einfühlsam dein Fehlverhalten, bzw. sein Anliegen, so liegt das daran, dass es emphatische und freundliche Menschen gibt. Natürlich gibt es auch äußere Umstände, die auf einen Beamten einwirken. Respektlosigkeit ist ein solcher Umstand. Wie oft wurde ich beleidigt und dumm angemacht, auch hinterrücks angespuckt? Wie oft habe ich das einfach ignoriert? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß aber noch, dass ich einem doch recht freundlichen Wohnunginhaber fast ins Gesicht geschlagen hätte - und das aufgrund einer Lappalie. Ich war durch den voherigen Einsatz wie aufgeladen. Ich habe mich über mich selbst erschrocken und mich mehrfach entschuldigt. Zum Glück zeigte der Herr Verständnis. Ich glaube, ich hatte die Schamesröte im Gesicht. Zudem gibt es auch die Heißsporne. Junge Männer, die noch geschliffen werden müssen, aber auch in Rohform zu gebrauchen sind. Seht es ihnen nach, sie sind stolz auf das Geleistete und auch sie werden einmal gesetzter. Ist eine hübsche Anwärterin dabei, dann handeln sie, wie junge Männer nunmal handeln. Denkt immer daran, Polizisten sind keine Supermänner(frauen), sondern genauso wie ihr mit Fehlern behaftet (pssst, sie wissen es nur noch nicht ).
Nun bin ich froh, dass ich mittlerweile die Altergrenze überschritten habe und, speziell in Bremen, keinen Dienst mehr verrichten muss.
Falls euch einmal ein Polizist, Zöllner, Feuerwehrmann, Sanitäter barsch anfährt, so denkt an den Text oben. Das Erlebte liegt schon länger zurück, heute haben diese Menschen ein wesentliches Mehr an stumpfer Aggression (auch i.V.m. mit Waffen), Dummheit und Gleichgültigkeit zu erdulden. Entsprechende Programme zur Deeskalation sind schon lange installiert, allerdings können diese nicht mehr mithalten.
*Natürlich wird vor der Einstellung ein Bewerber auf Tauglichkeit überprüft. Dabei kann aber nur die Oberfläche begutachtet werden. Im Studium wird nochmals die Spreu vom Weizen getrennt. Ich muss aber auch gestehen, dass aufgrund der rückgängigen Bewerberzahlen langsam ein Teil der gewohnten Optionen ausgehen. Mir wurde gesagt, dass dies bei der Bundeswehr ebenfalls zum tragen kommt. Ob es stimmt, kann ich mangels Einblick nicht sagen, soll aber hier auch kein Thema werden.
Hier könnte auch etwas Sinnvolles stehen, z.B. ein Bier!