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Mit Twingo I nach Estland und zurück (4.500km)
#1
Mit Twingo I in 6 Tagen nach Estland und zurück (4.500km)




Hallo liebe Twingofahrer,

da in anderen Foren meine Reiseberichte immer sehr positiv aufgenommen wurden möchte ich hier für alle Interessierten etwas über meine "kleine" Abenteuerfahrt von Stuttgart über Polen, Litauen und Lettland nach Tallinn (Estland) und zurück berichten.

Zum Fahrzeug: mein kleiner roter Kilometerfresser ist ein Twingo Bj.'03 mit (zu Beginn der Fahrt) 127.500km. Ausstattungstechnisch, bis auf elektrische Fensterheber, komplett nackig: kein Schiebedach, keine ZV, keine Klima, keine Servolenkung. Zusätzlich war mein neues Motorlager nach 2 Monaten wieder komplett im Eimer, daher gab's saftige Schläge bei jedem Lastwechsel, außerdem mit seit Ewigkeiten kratzender Umlenkrolle des Zahnriemens. Also absolut tauglich für große Fahrten und für so einen Urlaub sicherlich die erste Wahl Very Happy Allerdings bin ich ja letztes Jahr bei meiner Urlaubsfahrt mit unserem (mittlerweile verkauften) Mercedes W220 nach Portugal und zurück gefahren, und mir ist die Kinnlade runtergeklappt als ich in Südspanien einen blauen Twingo I mit Stuttgarter Kennzeichen überholt habe. Daran habe ich mich bei meiner Abfahrt dieses Mal wieder deutlich erinnern müssen. Nun habe ich wegen vieler Überstunden meinen ersten Urlaub dieses Jahr bekommen - 10 Tage am Stück frei. Meine Frau hat ihre restlichen Urlaubstage allerdings schon alle gemeinsam mit mir für den Rest des Jahres verplant, daher hatte ich jetzt die Zeit ganz für mich.

Da die Sache absolut spontan war bin ich alleine ohne wirkliches Ziel und ohne auch nur ein einziges Hotel vorab zu buchen mit Kleidung für eine Woche, Isomatte, Fliegennetz, Schlafsack und zwei Bananen im Gepäck losgefahren Wink Die dämliche Kopfstütze des Beifahrersitzes konnte ich früher bereits bei einer anderen Gelegenheit nicht abmontieren, da die Arretierung festhängt. Das habe ich daher noch vorab mit viel Gewalt zu Hause erledigen müssen, um den Sitz ganz flach umgeklappt als Liegefläche nutzen zu können.

Wichtige Anmerkung für Nachahmer: Dass man auch den Arretierungsknubbel der Rücksitzverstellung einfach absägen kann um auch den Rücksitz gerade umklappen zu können habe ich leider erst später gelesen. Das hätte noch einmal deutlich zur Bequemlichkeit bei meinen Übernachtungen im Twingo beigetragen! Auch kann ich ausdrücklich statt einer Isomatte lieber eine dünne Klappmatratze aus Schaumstoff empfehlen, die gibt es im Netz ab rund 20€. Das hätte wirklich Welten ausgemacht! Der Platz unterm Dach hätte dicke gereicht dafür!


Nun aber zurück zur Reise. Meine erste Etappe war gut machbar, Donnerstagnachmittag ging es ganz entspannt los von Stuttgart nach Leipzig (500km) zu einem Freund, bei dem ich übernachten konnte. Mir fiel auf, dass ich doch tatsächlich alle meine Socken vergessen hatte, und somit für die nächsten Tage immer wieder das Paar Socken waschen und wieder trocknen musste, das ich an den Füßen trug. In einem Leipziger Autozubehörhandel habe ich mir noch für 15€ eine dieser peinlichen Holzperlensitzauflagen besorgt, die total unbequem aussehen aber dann doch irgendwie ganz angenehm sind. Habe zwar Mal gelesen dass man damit bei einem Unfall u.U. unter dem Gurt durchflutschen könnte, aber die steigenden Temperaturen und die Tatsache dass ich keine Klima habe bewegten mich dann doch zum Kauf. War rückblickend ganz okay, kein "must have", aber die Sitze fühlen sich dann doch deutlich kühler an wenn der Wagen in der Sonne stand und man schwitzt nicht so schnell auf dem Sitz. Einem glücklichen Zufall verdanke ich, dass ich von der Arbeit noch ein frisches Paar Ohrenstöpsel in der Jackentasche hatte. Die habe ich mir nach einiger Zeit in die Ohren gesteckt und war begeistert, der Komfort stieg durch die ausgeblendeten Windgeräusche tatsächlich deutlich und ich trug sie ab diesem Moment die ganze Reise über immer wenn ich meine Etappen abgespult habe. Kann ich also jedem Twingofahrer der mehr als 2h Überlandfahrt vor sich hat nur wärmstens empfehlen! Der dauerhafte Lärm im Twingo bei Geschwindigkeiten ab ca 100km/h stresst nämlich auf Dauer ganz erheblich. Beim ersten Halt an der Autobahn bin ich erstmal mit meinen alten Halbschuhen in, sagen wir mal, Dreck gelatscht. Leider musste ich diese dann auch direkt dort wegschmeißen, da ich meine Schuhe einfach nicht sauber bekam und ich nicht eine Woche lang mit bestialischem Gestank im Auto fahren (und schlafen) wollte. Ab jetzt musste ich also mit meinen Winterschuhen weiterfahren.

An einer Stelle bin ich an einem schönen roten, frisch polierten Polo II vorbeigefahren. Am Steuer war ein junger Mann, etwas jünger als ich, der sichtlich stolz auf seinen Wagen war. Hinten an der Heckscheibe klebte die Aufschrift "Handwash only!". Nettes Gefährt. Einige Kilometer weiter traf ich den Wagen erneut, er stand vor einer Baustelle am "Reißverschluss" auf der linken Spur und war, offenbar mit gutem Wumms, auf seinen Vordermann aufgefahren. Nun standen beide Fahrer bedröppelt neben ihren Autos. Wirklich schade.


Am Freitagmorgen ging es weiter nach Polen. Also erstmal an der Grenze für 1.20€/Liter vollgetankt und 100€ in ca 400 Zloty eingewechselt. Mein Navi war allerdings noch insofern verstellt, dass es mich jetzt unbedingt über jede noch so kleine Landstraße schicken wollte.

[Bild: twingo-10150400-J2B.jpg]

Das hat unheimlich viel Zeit und Nerven gekostet, da zum einen selbst auf guten Straßen nur 90km/h erlaubt sind, und zum anderen viele Straßenabschnitte so heftig von Schlaglöchern zerbombt sind, dass man teilweise 40km/h oder weniger fahren muss um sich keinen Platten zu fahren. Somit kam ich auch an diesem Tag nur knappe 500km weit und musste mitten in der polnischen Pampa, ca 70km unterhalb der Ostseeküste, meine erste Nacht im Twingo verbringen. Dafür konnte ich davor noch für umgerechnet etwa 10€ gediegen in einem kleinen Steakhouse zu Abend essen. Ab hier habe ich mir auch den "Dreifachcheck" beim Aussteigen angewöhnt (im Vorbeigehen jedes Mal bei Fahrertür, Heckklappe und Beifahrertür testen ob alles verschlossen ist). Außerdem habe ich beim Parken in Osteuropa immer das Handschuhfach offenstehen gelassen um klarzustellen, dass hier keine Schätze liegen. Es ist auf der ganzen Fahrt wie erwartet nie etwas passiert, aber sicher ist sicher.

Für die Übernachtung habe ich rückblickend viel zu lange nach einem geeigneten Stellplatz gesucht. Sollte ich lieber in der Stadt parken, wo ich eventuell dann doch peinlich am nächsten Morgen in Erklärungsnot kommen könnte, falls mich jemand entdeckt? Denn Wildcampen ist offiziell fast überall in Osteuropa verboten. Oder lieber auf einem Feldweg, wo ich meine Ruhe habe, wo bei einem Regen aber die Gefahr besteht, dass die Karre im Matsch absackt und ich am nächsten Tag stecken bleibe? Da es zuvor bereits geregnet hatte und alles nass war, war mir auch das zu heikel. Ich entschied mich für ein Zwischending, nämlich den ersten betonierten Abzweig einer Landstraße im Wald.

Dazu habe ich also Isomatte und Schlafsack auf dem umgeklappten Beifahrersitz ausgebreitet, das Fahrerfenster ca 10cm geöffnet und von außen ein Fliegennetz mit Klebeband über dem Fensterspalt befestigt (siehe Bilder). In der Nacht waren die unterschiedlichsten Geräusche zu hören, und ich habe vor dem Einschlafen mindestens dreimal überprüft ob auch wirklich alle Türen abgeschlossen sind.

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Es ist wirklich ein tolles Gefühl, von den ersten Sonnenstrahlen aufzuwachen und beim Blick aus dem "Bett" direkt den Wald in einer ganz ungewohnten Beleuchtung zu sehen - ein Sonnenaufgang im Wald sieht wirklich atemberaubend aus, und es war für mich das erste Mal dass ich sowas gesehen habe. Leider ist eine Übernachtung im Auto doch deutlich weniger erholsam als in einem Bett, und entsprechend lang brauchte ich dann auch zum Aufstehen. Dann hieß es Schlafsack zusammenrollen, Zähne putzen und weiter geht's! Mein Plan war es, bis Einbruch der Nacht in Litauen zu sein und mir, um auch mal wieder duschen zu können, dort knapp hinter der Grenze ein billiges Motel zu suchen - denn in Litauen wird wieder mit Euro gezahlt. Es ist Samstag.

Mein Navi machte immer noch Blödsinn und schickte mich weiter über polnische Landstraßen, eine in schlechterem Zustand als die andere. Tatsächlich empfiehlt es sich bei Reisen durch Osteuropa dringend, vorab zu prüfen, wo die Europastraßen verlaufen, denn diese sind meist in viel viel besserem Zustand als die Landstraßen. Dank meiner mageren Vorausplanung befand ich mich aber komplett abseits von allen Europastraßen.

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An einem kleinen Imbiss in einem winzigen Dorf bestellte ich mir einen frischen Burger und einen Kaffee für umgerechnet etwa 2,50€. Der Kaffee war, sagen wir mal, klassisch. Kaffeepulver in die Tasse und heißes Wasser drauf. Dachte erst das wäre Auflösekaffee, war es aber nicht. Der Kaffeesatz bei den letzten Schlucken lässt grüßen... Dann ging es weiter. An einer Tankstelle besorgte ich mir noch einen Autofeuerlöscher für umgerechnet etwa 10€, denn die sind im Baltikum Pflicht.

Als auf einmal die Straße deutlich besser wurde war ich verwundert, als ich plötzlich auf einen Grenzposten zufuhr. Vor allem so früh schon? Eigentlich hatte ich erst in rund 3 Stunden die litauische Grenze erwartet. Auf polnischer Seite wurde ich nur nach meinen Papieren gefragt, dann ging es ca 200m weiter zum nächsten Grenzposten. Aber warum steht denn da jetzt alles auf kyrillisch? Hier stimmt doch was nicht! Als mich die schlechtgelaunte Grenzbeamtin in irgendeiner schnellen Sprache zuredete, habe ich nur "Passport" verstanden. Tja, ich hatte keinen dabei. Wozu auch, ich fahre ja nur durch die EU! Ich reiche ihr meinen Perso, sie schüttelt mit dem Kopf und sagt nocheinmal "Passport!". Englisch verstand sie kein Wort (super als Grenzbeamtin...). Was war los? Richtig, mein Navi hat mich, für eine "Abkürzung", über die russische Exklave Oblast Kaliningrad geleitet! Als die Beamtin dann endlich begriff, lief sie in ihr Grenzhäuschen und telefonierte etwa eine Minute aufgeregt auf russisch. Dann wollte sie mir irgendwie begreiflich machen, dass ich zurück muss. Wer schonmal an so einem Grenzübergang vom alten Schlag war weiß, dass Rückwartsfahren oder Umdrehen hier nicht vorgesehen ist. Ich musste es aber trotzdem tun und fuhr langsam wieder auf die polnische Seite, wo eine polnische Grenzbeamtin wieder meine Papiere sehen wollte (hatte sie doch erst vor 5min alles bereits?!), dann sollte ich im Auto warten, ihr Vorgesetzter kam dazu. Der kramte sehr genervt einen Schlüssel hervor und lotste mich zu einem elektrischen Tor, das wirklich unglaublich langsam öffnete, was beinah schon lächerlich aussah, und dann durfte ich mich wieder in die Reihe zur Grenzkontrolle von Russland nach Polen anstellen - natürlich ganz hinten. Meine Papiere musste ich wieder in einem Häusschen abgeben, ein netter Pole vor mir fing an sich auf deutsch mit mir zu unterhalten, was sehr beruhigend war. Wir unterhielten uns ein paar Minuten über Autos, dann drehte ich mir eine Zigarette. Aus einem der Häusschen blaffte jemand auf polnisch heraus, der nette Pole vor mir sagte mir dann freundlich, dass das wohl heißen soll das hier Rauchverbot herrscht. Nagut, dann eben nicht (es waren keine Schilder o.Ä. dazu zu sehen). Nach etwa 15min kam jemand zu meinem Wagen und ich sollte den Kofferraum aufschließen. Als der noch nicht mal ganz offen war, hieß es ich kann wieder zuschließen. Dann war ich endlich wieder frei Very Happy Eine kleine Zeitreise habe ich nun also auch hinter mir, so muss sich ein Grenzübertritt bis in die 90er wohl immer angefühlt haben. Keine Ahnung, ich bin erst Mitte 20, die mehr oder weniger offenen Grenzen in der EU kenne ich so schon immer. Reisepass musste man immer nur mitnehmen, wenns mal mit dem Flugzeug in den Urlaub ging. Ich musste erstmal auf den Parkplatz und eine qualmen nach der ganzen Aufregung. Als mir das deutsche Kennzeichen am Auto neben mir auffiel, sprach ich den Fahrer an und wir kamen kurz ins Gespräch, ich erzählte ihm von meinem Missgeschick. Er wünschte mir noch eine gute Reise und ich fuhr nun endlich weiter.

Dieser Abschnitt in Richtung litauische Grenze war wohl so ziemlich der anstrengendste überhaupt. Denn hier waren viele Straßen gesperrt, und man wurde oft über Umleitungen geschickt, die die Bezeichnung "Straße" eigentlich nicht mehr verdienen. Ich weiß immer noch nicht wie ich das geschafft habe, ohne mir einen Platten zu holen. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass mir hier klar wurde dass der Twingo ein echter Franzose ist. Auf holprigen Straßen ist er einfach zu Hause. Schlaglöcher, die einem bei einem anderen Wagen das ganze Fahrwerk ruiniert hätten, nimmt er gautschend und gutmütig hin. Ich war wirklich baff wie der Wagen echt alles mitgemacht hat.

Plötzlich hat mich ein Schild völlig verwirrt, das ich im Vorbeifahren gesehen hatte: "Hotel Wolfsschanze". Ich wunderte mich, was das jetzt für ein geschmackloser Scherz sein sollte. Mitten in Polen sowas? Mein Interesse war dann doch geweckt, und ich hielt an um nachzusehen wo denn die "Wolfsschanze" denn eigentlich liegt. Und siehe da, die ist ja tatsächlich in Polen gewesen! Das wusste ich gar nicht. Um genau zu sein ist sie heute als eine Art Freilichtmuseum zu besuchen, und zwar geradeeinmal 5km weiter. Das wollte ich mir dann doch mal ansehen.

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Als ich dort war, wollte ich mal einen Blick riskieren. Ein Ticketverkäufer stand vor einem Kassenhäuschen und ich fragte ihn, wieviel denn der Eintritt koste. Der Witz an der Sache: an diesem Tag war lange Museumsnacht in Polen, und der Eintritt daher kostenlos. Daher habe ich dann tatsächlich den Rundgang gemacht, bin dann aber doch recht bald wieder weitergefahren. Der Ort ist wirklich sehr bedrückend, und wegen des eher schlechten Wetters war sehr wenig los. Meterdicke, gesprengte Mauern aus Stahl und Beton zeugen hier bis heute vom Wahnsinn und der Paranoia, die vor 75 Jahren herrschten. Kein schöner Anblick.

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Im Dunkeln kam ich in Litauen an, und war erschreckt, als ich plötzlich "Vignette" am Straßenrand las - doch ein Fehlalarm, die brauchen im gesamten Baltikum (Litauen, Lettland, Estland) nur LKWs. Auf dem Handy habe ich schnell ein kleines Hotel in Marijampole entdeckt, dort rief ich an, obwohl die Rezeption eigentlich schon Feierabend hatte - die Zeitverschiebung hatte ich total vergessen. Macht nix, ich könne trotzdem vorbeikommen für 25€ pro Nacht. Diese Tagesetappe dürfte insgesamt ca 700km gewesen sein. Das Hotel war mitten im Wohngebiet in einem eher armen Stadtteil, tatsächlich stand aber auch hier wieder ein Auto mit deutschem Kennzeichen auf dem Parkplatz. Naja, was soll man dazu sagen, man bekommt eben wofür man bezahlt. Winziges, unförmiges Zimmer in das gerade so ein Bett reinpasst, Schimmel in der Dusche, kein Föhn, Haare im Bett und nur ein einziges Dachfenster in etwa 2 Meter Höhe.

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Am Samstag ging es ohne Frühstück oder Kaffee morgens zuerst in die Stadt, um den Hunger zu stillen (kein Mittagessen, kein Abendessen und kein Frühstück gehabt). Dort ging ich zu "Hesburger", das scheint sowas wie der Osteuropäische McDonald's zu sein. Ist eigentlich ganz in Ordnung. Tanken ist hier übrigens ähnlich billig wie in Polen. Später in Lettland und Estland war es übrigens wieder etwas teurer, aber immer noch deutlich billiger als in Deutschland.

Der Grenzübergang von Litauen nach Lettland ist nebenbei bemerkt auf einer wunderschönen Brücke!

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Am Sonntag ging es weiter Richtung Riga, wo ich auf einmal an einem unfassbar riesigen Stausee vorbeikam. Das war das Wasserreservoir für das Wasserkraftwerk der Hauptstadt.

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Ab Lettland wurde es immer heißer und heißer, mittags bis zu 26 Grad, und ich habe mir bei diesem kleinen Stopp am Stausee direkt einen Sonnenstich geholt, der bis zum nächsten Tag für heftige Kopfschmerzen sorgte. Ich hatte erwartet, dass es in Osteuropa ähnlich kalt sein würde wie in Deutschland in dieser Woche, also etwa 10 Grad. Dementsprechend hatte ich nur lange Hosen, warme Schuhe und keine Kappe dabei, was sich jetzt natürlich rächte. Ich krempelte meine Hose hoch und schwitze ganz erbärmlich in meinem Twingo, denn die Luft aus der Lüftung ist natürlich noch wärmer als die Luft von draußen. Die Fenster wollte ich nicht dauerhaft offenstehen lassen, da ich Angst hatte sonst vom Zugwind krank zu werden. Eine Weile kann man natürlich so fahren, aber nicht mehrere Stunden. Ich beschloss nie wieder ein Auto zu kaufen, das weder Klimaanlage noch Schiebedach hat. Vor dem Twingo hatte ich bereits einen Clio I und einen Fiat Punto mit demselben Problem, und die hatte ich beide aber glücklicherweise damals nur ein halbes Jahr von Herbst bis Früjahr, und auch den Twingo habe ich erst im Spätsommer letztes Jahr gekauft. So richtig im Auto gebraten wurde ich bisher also noch nicht.

Doch das Schwitzen war nicht das einzige Problem. Die Vegetation in Osteuropa ist grob vergleichbar mit der im Nordosten Deutschlands, also flaches Land mit immer wieder großen Seenplatten und Tümpeln.

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Das Problem ist dabei, dass es bei den ungewöhnlich hohen Temperaturen von Fluginsekten nur so wimmelte. Nun muss ich an dieser Stelle dazusagen, dass mein Twingo noch nicht einmal einen Innenraumluftfilter besitzt, und die Luft also nur durch das sehr grobe Sieb durch die Lufthutze auf der Motorhaube angesaugt wird. Ihr könnt euch denken was jetzt kommt. Ich hätte es vermutlich keinem geglaubt der mir das erzählt hätte, aber es wurden wirklich haufenweise tote Fliegen durch meine Lüftung ins Innere gefeuert und mein Kühler regelrecht mit toten Viechern tapeziert. Kurioserweise ist mir das während der Fahrt erst gar nicht aufgefallen, aber immer wieder hatte ich ein, zwei toten Fliegen in der Griffmulde meiner Tür liegen. Bei einem späteren Stopp an einem riesigen Rasthof mit Tankstelle, Waschanlage und Einkaufszentrum (an der Landstraße!) fielen mir die zahlreichen toten Insekten auf meinem Bodenteppich auf, vor allem im Bereich um den Handbremshebel, weil dorthin die mittleren Düsen zeigten. Selbst im Motorraum klebten sie überall. Leider habe ich kein Bild von meinem Kühler, aber man konnte genau sehen wo die Luftöffnungen an der Stoßstange waren, und es wundert mich immer noch dass die Kühlung überhaupt noch richtig arbeiten konnte. Wie wohl der Wärmeleitkoeffizient von toten Insekten ist?... Very Happy

An besagtem Rasthof habe ich dann wieder bei Hesburger gegessen, mir einen Liter Motoröl für 5€ gekauft (den ich nie gebraucht habe) und die Klimatisierung im Einkaufszentrum genossen. Habe mir auch noch eins dieser Wundermittelchen zur Reinigung des Einspritzsystems für ebenfalls 5€ gekauft, einfach weil das bei uns das zwei- oder dreifache kosten würde und es mal ausprobieren wollte. Spoiler: Wirkung gleich Null, holt euch lieber ein Eis für das Geld. Dann habe ich meinen Twingo noch für 1€ in der Waschbox gewaschen (mit Einweichen, Schaumbürsten und Klarspülen!) und habe vor allem mal mit dem Hochdruckreiniger den Kühler von der Insektenschicht befreit. Das musste ich übrigens bei meiner Reise noch das ein oder andere Mal wiederholen. Kleiner Check der Betriebsflüssigkeiten: alles top. Und weiter geht's.

Es ging sehr lange eine schöne Küstenstraße entlang.

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Hier fährt man über einspurige Landstraßen mit riesigem Standstreifen, und immer wenn jemand überholt schert er seeehr weit in den Gegenverkehr ein - ein sehr ungewohnter Anblick. Beim ersten Mal hat mich das ziemlich erschreckt, allerdings lernte ich sehr schnell wie das hier abläuft: der Standstreifen ist so groß, dass sowohl der, der überholt wird, als auch der Gegenverkehr problemlos zur Seite ausweichen können und dies auch sehr bereitwillig für Überholende tun. In Deutschland bekommt man ja oft schon wilde Lichthupenattacken ab, selbst wenn der Überholvorgang schon 3-4 Sekunden bevor der Gegenverkehr kommt abgeschlossen ist. In Osteuropa wird das deutlich lockerer gesehen, und trotzdem habe ich keine wirklich brenzlige Situation erlebt.

Der Anblick von blauem Himmel und borealen Nadelbäumen direkt am Sandstrand ist sehr ungewohnt, denn die Vegetation zeigt einem deutlich, dass das Klima hier zeitweise auch ganz anders aussehen kann.

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Als ich an einem Parkplatz hielt und mir die Beine am Sandstrand vertreten wollte, wurde ich prompt (wegen meines Kennzeichens) wieder von Deutschen angesprochen, und das obwohl ich bereits 2.000km von der Heimat entfernt war. Uns Deutsche trifft man ja wirklich überall!

Übrigens: der Blitzwarner in meinem TomTom kannte tatsächlich jeden einzelnen Blitzer auf der gesamten Strecke, ich habe keinen einzigen gesehen der nicht verzeichnet war. Da die Strafen in anderen Ländern ja oft deutlich höher sind als bei uns war ich aber trotzdem ziemlich vorsichtig mit der Geschwindigkeit, obwohl meistens nur 90km/h gestattet waren.

Am Abend kam ich rechtzeitig vor Sonnenuntergang in Tallinn, der Hauptstadt von Estland an. Die Sprache in Estland unterscheidet sich übrigens deutlich von der in Lettland und Litauen. Ich als Laie beherrsche keine der Sprachen, aber nach meinem Empfinden ähneln litauisch und lettisch eher dem polnischen und estländisch sieht sehr nach finnisch aus. Plötzlich sieht man nämlich wieder überall "Ä", "Ö" und "Ü" auf den Schildern.

Ich beschloss mir in Tallinn das einzige Mal eine schöne Unterkunft zu suchen. Es wurde ein Viersternehotel mit Meerblick und direktem Strandzugang. Jetzt denkt ihr euch sicher "Ist der noch ganz sauber? Mit seinem Gurkentwingo in den Urlaub fahren, erst in der Karre übernachten und jetzt ein Viersternehotel am Strand gönnen - das macht doch gar keinen Sinn!". Ja immer langsam! Das Hotel kostete sage und schreibe 60€ die Nacht Very Happy Das Zimmer war wirklich groß, mit eigener Küche und einem Pool auf der Terrasse. Eigentlich könnte man statt nach Mallorca zu fliegen auch einfach hier in Estland seinen Strandurlaub machen, denn hier war es mit 27 Grad Mitte Mai wirklich absolutes Badewetter. Noch dazu ist alles spotbillig und der Strand ist leer! Wieso habe ich eigentlich noch nie zuvor von Tallinn gehört, wo es doch so ein toller Urlaubsort ist?

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Blöderweise hatte nach dem Einchecken das Hotelrestaurant bereits die Küche geschlossen, und so gab es eben nur zwei Cocktails als Abendessen. Na dann Prost!

Am Montagmorgen war meine oberste Priorität mir in der Stadt sommerliche Kleidung und vor allem eine Kappe zu kaufen, damit ich auf der Rückfahrt nicht kollabieren muss. Zunächst einmal sei gesagt, dass die großen Einkaufszentren keine billigeren Preise als bei uns haben, und auch das Parken hier gerne mal 4€/h kosten kann. Außerhalb von Parkhäusern kostet es dagegen oft nur 0,50-1€/h, allerdings ist das Parken hier für Ausländer quasi unmöglich. Wenn ich die Passantin die ich ansprach richtig verstanden habe, dann ist zwar das Parken bis zu 15min kostenlos, danach muss man dann aber an eine bestimmte Handynummer sein Kennzeichen und den Straßennamen schicken. Achja, und das ganze geht natürlich nur mit einer estländischen Handynummer. Und Parken ohne zu bezahlen wird sehr hart bestraft (mindestens 40€). Und natürlich sind die Parkplätze trotzdem gnadenlos überfüllt. Also habe ich dann doch im Parkhause geparkt, was auch deutlich angenehmer war als die Parkplätze im Freien.

Das Einkaufszentrum "Solaris" hatte wirklich alles zu bieten, ich stärkte mich, kaufte mir kurze Sportsachen, luftige Schuhe und eine Kappe. Danach ging es dann noch in die Altstadt. Dort werden landestypisch vielerlei hochwertige, handgearbeitete Kleidungsstücke aus Wolle angeboten. Da so ein Wollpullover (70-150€) aber dann doch recht kratzig ist gab's eben eine echte Wollmütze als Souvenir. Die Stadt ist wirklich schön, aber so langsam wollte ich dann auch wieder die Heimfahrt antreten.

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Gegen 14 Uhr fuhr ich los, über Lettland wieder zurück nach Litauen, wenn es geht noch rüber über die polnische Grenze um dann wieder eine Nacht im Twingo zu verbringen. Knapp 700km sollten es heute werden.

Da es nur wenige große Überlandstraßen im Baltikum gibt, bin ich wirklich die exakt gleichen Straßen auf dem Rückweg gefahren. Schön ist aber, dass man in Estland und Lettland dabei eben sehr lange an der Küste entlang fährt. In meinen neuen, luftigen Klamotten ging das Ganze dann auch schon deutlich entspannter, trotz durchweg sommerlichen Temperaturen.

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Auf der Suche nach einem direkten Strandzugang ist mir noch etwas sehr lustiges passiert: als ich bereits 4 oder 5 Mal von meinem Navi über angebliche Straße gelotst wurde, die direkt an den Strand führen sollten (die dann doch alle gesperrt waren), versuchte ich es ein letztes Mal. Es ging über sehr holprige Wege durch einen Wald.

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Als ich aus dem Wald herauskam, wurde die "Straße" immer sandiger und war zudem auch sehr schmal. Es waren aber keine Verbotsschilder o.Ä. zu sehen, daher fuhr ich weiter. Als die Straße wirklich nur noch aus Sand bestand musste ich umdrehen, der Twingo fuhr zwar souverän über den butterweichen Sand, aber ich wollte es dann doch nicht riskieren hier stecken zu bleiben.

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Um mich herum fielen mir kurz darauf auch überall seltsam geformte, recht künstlich anmutende Hügel auf, dazu noch ein geschniegelter Rasen.

[Bild: twingo-10154308-kNr.jpg]

Ich fuhr ein Stück zurück und bog in die nächste Seitenstraße ein, als mir plötzlich ein Golfcaddy entgegenkam! Es stellte sich heraus, dass ich mit meinem Twingo mitten auf einen Golfplatz gefahren war! Jetzt hieß es für mich nur noch Land gewinnen, bevor sich noch einer beschwert oder die Polizei ruft! Very Happy Ich traf auf den nächsten 200-300m Weg noch einige verwirrt dreinblickende Menschen mit Golftaschen und war froh, als ich schließlich wieder auf eine Straße kam. Meinen Strandzugang sollte ich wenige Kilometer weiter die Küstenstraße herunter finden.

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Tatsächlich ist man recht schnell einmal komplett durch Estland, Lettland und Litauen durch, die Länder sind alle nicht allzu groß. Die großen Landstraßen sind dazu noch super in Schuss und oft stundenlang fast geradeaus, 120km/h könnte man dort m.M.n. locker zulassen. Aber so ist das eben in vielen Ländern.

Als ich die polnische Grenze erreichte war es bereits stockduster, und bei langen einsamen Autofahrten werde ich immer sobald es dunkel wird sehr schnell müde. Daher habe ich sofort hinter der Grenze die nächste Parkmöglichkeit angefahren, das war in diesem Fall dann ein Truckerparkplatz. Das sah folgendermaßen aus: man stelle sich etwa 2-3 Fußballfelder an Kiesplatzfläche vor, in der Mitte eine Baracke mit Toiletten und einer dauerhaft strahlenden Stadionbeleuchtung. Auf dem Platz standen bereits über 50 LKWs, und ich mittendrin in meinem kleinen Twingo. Da hieß es für mich nur noch Socken aus, Fenster öffnen, Fliegennetz ankleben und sofort schlafen. Leider haben die Riesenscheinwerfer tierisch gestört, aber ich vermute mal die haben dauerhaft den Platz ausgeleuchtet damit keiner die Planen der LKWs aufschlitzt und die Ladung stehlen kann. Naja die Müdigkeit war dann aber doch groß genug.

Am nächsten Tag, Dienstagmorgen, ging aber ab ca 5 Uhr ein ohrenbetäubender Krach los, da ein LKW nach dem anderen den Motor startete, minutenlang laufen lies und dann langsam ausparkte. Das war wohl die am wenigsten erholsame Nacht der gesamten Reise. Aber hilft ja alles nichts, Zähneputzen und weiter geht's.

Jetzt geht's nämlich erst richtig los. Bei der Rückfahrt fuhr ich über alle Mautstraßen die Polen zu bieten hatte, um noch am selben Abend wieder in Leipzig ankommen zu können. Das sollte die längste Autofahrt werden, die ich bisher ohne einen zweiten Fahrer gefahren bin: Über 1.000km in 16h. Und das im Twingo. Der absolute Härtetest also.

Auf polnischen Autobahnen geht es wirklich zügig voran, die Straßen sind top und es sind fast überall 140km/h erlaubt. Zudem ist das Verkehrsaufkommen im Vergleich zu Deutschland wirklich lächerlich gering. Mein erster Zwischenstopp war hinter Warschau, dort besuchte ich noch einmal einen "Hesburger" und legte mich noch eine halbe Stunde im Auto auf's Ohr, obwohl es doch recht warm war. Auf der weiteren Fahrt durch Posen (Poznan) kam ich dann in den einzigen Stau auf meiner gesamten Reise, kilometerlang standen links die PKWs und rechts die LKWs wegen einem Unfall auf der zweispurigen Autobahn. Mein "tolles" Navi lotste mich dann schließlich bei einer Auffahrt runter, und ich bermerkte zu spät dass er mich damit nicht auf eine neue Route, sondern nur direkt mit dem nächsten Aufbringer wieder auf die A2 schicken wollte. Das war kompletter Unsinn, denn hier reihte sich ein LKW an den nächsten um in den Stau einzufädeln, was mindestens 20min kostete - in der brühenden Sonne, ohne Wind und Klimaanlage. Der Abschnitt um Posen war wirklich nur ätzend.

Mein letzter kleiner Ausflug auf meiner Reise ging dann noch auf den "Polenmarkt" in Slubice, nochmal günstig volltanken und 4 Stangen Zigaretten mitnehmen. Die ganze Stadt sah aus wie ein einziger riesiger Flohmarkt, und überall hingen Werbeplakate, fast alles auf deutsch. Als ich weiter Richtung Leipzig fuhr wurde mir auch klar warum: der Grenzübergang ist einfach eine normale Brücke, und schon ist man in Frankfurt (Oder). Ob es wohl überhaupt eine einzige deutsche Tankstelle dort gibt, wenn man ein paar hundert Meter weiter für fast 30 Cent/Liter weniger tanken kann? Ich habe jedenfalls keine gesehen.

Für die Fahrt nach Leipzig entschied ich mich wegen hoher Staugefahr unter Potsdam für die Überlandfahrt. Hier reihte sich Allee an Allee, immer mit lustigen Schildern, die Autofahrer davor warnen nicht gegen die Bäume zu fahren (?!Very Happy) und schönen Leitplanken rund um die einzelnen Bäume herum. Was soll man sagen, ansonsten war im Großraum Spreewald wirklich absolut tote Hose. Außer Landwirtschaft gab es hier nichts zu sehen. Doch, einmal bin ich an einem Zirkus vorbeigefahren, und habe Kängurus in einem Freigehege gesehen. Wenigstens mal was neues. Ich habe geschlagene zwei Stunden einen Imbiss gesucht, aber keinen einzigen gesehen der nach 18 Uhr noch offen hatte. Irgendwann bin ich dann zu einer der sehr seltenen Tankstellen und habe mir dort zwei belegte Brötchen einverleibt. Nachdem ich die nette Kassierin freundlich gefragt hatte, legte ich mich noch ein letztes Mal für 20min im Twingo hinter dem Tankstellenhäuschen schlafen.

Jetzt musste ich mich aber etwas beeilen, denn so langsam ging draußen das Licht aus und ich wollte unbedingt vermeiden noch einmal in der Dunkelheit fahren zu müssen, da man, wie gesagt, wenn man alleine fährt dann sehr schnell müde werden kann. Auf der Fahrt telefonierte ich dann noch ein bisschen mit der Familie, das hält einen nämlich sehr gut wach. Letztendlich war es dann doch stockduster als ich in Leipzig ankam. Nachdem ich nach einer gefühlten Ewigkeit in den Straßen Leipzigs dann doch noch einen Parkplatz fand (weil zufällig einer ausparkte), wurde ich von meinem Freund wieder herzlich empfangen. Wir tranken noch einen Schlummertrunk und dann hatte ich eine gehörige Mütze Schlaf nötig. Geschafft. Über 1.000km an einem Tag. In einem alten Twingo.

Die Heimfahrt zurück nach Stuttgart ging dann ganz normal über die Autobahn. Ich wurde, warum auch immer, innerhalb einer Stunde gleich zweimal von Polizisten kontrolliert. Einmal auf einem Rasthof, einmal hat mich eine schwarze Audi Limousine überholt und mich lachte die "Polizei! Bitte folgen"-Anzeige an. Sie suchten nach Drogen und öffneten jede Tasche, jedes Staufach, einfach alles. Ziemlich nervig, hat viel zu viel Zeit gekostet.

Mein Sprit wurde über Ulm sehr knapp, und ich erreichte mit den letzten Tropfen im Tank die rettende Tankstelle. 39,5 Liter gingen rein, das war wirklich auf letzter Rille. Ich sprach noch kurz mit dem Fahrer eines schönen neuen Lada Niva über sein Auto. Für den Niva hatte ich irgendwie schon immer was übrig, einfach eine schrullige Kiste Very Happy Nun ging es nur noch über die schwäbische Alb und ich war endlich wieder daheim. Dort gönnte ich meinem Twingo noch eine gründliche Wäsche in der Waschanlage - die bekommt er sonst so gut wie nie! Wink

[Bild: twingo-10154724-MvZ.jpg]

Zuhause nochmal kurz den Ölstand kontrolliert: ich habe auf der gesamten Fahrt (4.500km) etwa ein Fünftel des Anzeigebereichs am Peilstand verbraucht. Kühlwasser hat er überhaupt nicht verbraucht. Einfach klasse! Das wieder defekte Motorlager habe ich übrigens jetzt gegen ein originales von Renault getauscht, das kostete zwar 100€ mehr als im Internet, aber jetzt weiß ich wenigstens dass es was taugt Very Happy



Ich hoffe das Lesen hat Spaß gemacht! Ich kann nur jeden ermutigen, der mit seinem alten Twingo auch mal so eine Monstertour machen will. Wenn ich das mit meinem Twingo ohne Servolenkung, Klima und Schiebedach hinbekommen habe, dann kann man sagen dass man wohl wirklich mit JEDEM normalen Auto in den Urlaub fahren kann, wenn man nur will Very Happy Würde mich freuen wenn ihr noch kommentieren könntet, was so eure größte Tour mit "dem Kleinen" war Smile



MfG

MX_96
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#2
sehr geile tour!
hab ich übrigens (so ähnlich) auch schon gemacht, billich bis Tallinn geflogen, und dann mit bus+bahn viel bereist (bis nach Riga- toller jugendstil)
war sehr beeindruckend da, außerordentlich hübsche mädchen, internet for free in jeder imbissbude (das war 2002!)

und mit meiner schwester mal von köln bis danzig in ihrem 100 mark panda, auch mit pennen drin und so.

weitermachen!

gruß, stefan
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#3
Hallo @rapiderich

Danke für das Lob!
(10.06.2019, 15:23)rapiderich schrieb: war sehr beeindruckend da, außerordentlich hübsche mädchen

Kann ich nur bestätigen! Laughing Freut mich dass es Dir gefallen hat.


MfG

MX_96
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#4
Danke für den schönen Bericht, habe ich mir eben gediegen auf dem Sofa reingezogen.

Ich fand es erstaunlich, wie viel wir gemeinsam haben. Wie du bin auch ich Mitte zwanzig, komme aus der Region Stuttgart, mache gern und auch alleine solche Touren, und schreibe danach darüber. Ebenfalls mit einem roten Auto. Meiner hatte aber einen Stern, und lief vor 31 Jahren in Stuggi vom Band.

Nun habe ich aber seit einer Woche einen süßen kleinen Twingo, den ich bereits jetzt richtig gerne habe und fahre. Ich kann es kaum erwarten, nächstes Jahr mal wieder auf Tour zu gehen, diesmal mit dem blauen Franzosen und seinem rieeesigen Schiebedach. Schlafen sollte im Twingo viel einfacher gehen, beim Benz musste ich den Beifahrersitz wie auch die Rückbank ausbauen und eine Holzplatte mit Schaumstoffmatratze einsetzen. Bloß den Sitz zurückneigen und dann versuchen, irgendwie zu pennen, ging spätestens nach dem ersten Trip gar nich mehr ...

Bin gespannt auf weitere Storys Cool
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#5
(12.12.2019, 20:53)58PSLockenwickler schrieb: Bloß den Sitz zurückneigen und dann versuchen, irgendwie zu pennen, ging spätestens nach dem ersten Trip gar nich mehr ...

Fand ich auch im Twingo nicht so pralle auf Dauer.

Darum liegt bei mir die Rücksitzbank dauerhaft flach, Brett drauf, und wenn ich pennen will Beifahrersitz runter und Matratze drauf.

So schlafe ich besser als daheim im Bett, wenn es denn nicht so kalt nachts wäre im Herbst.
Wir sind nicht auf dieser Welt, um so zu sein, wie andere uns haben wollen!

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Meine beiden:
Isabella: 2001 mit D7F ohne Klima, ohne UCH
Kogi: 2003 mit D7F mit Klima, mit UCH
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