13.11.2019, 06:25
(12.11.2019, 09:34)Broadcasttechniker schrieb: Der zweite Link betrifft Oldtimer, und die wurden häufig noch für den Betrieb mit verbleitem Benzin konzipiert.
Das Blei im Benzin hatte u.a. auch eine Ventilsitzschutzfunktion.
Das Blei wurde dem Benzin zur Steigerung der der Klopffestigkeit beigegeben. Das entsprechende Patent hatte eine amerikanische Gesellschaft (Standard Oil) und wurde in D erst ab Mitte der 30er Jahre nur durch die IG Farben für Leunabenzin angewandt. Und laut Wikipedia ab 1938 ausschließlich an die Wehrmacht und Luftwaffe ausgegeben. Alle anderen Ölgesellschaften erreichten eine hohe Klopffestigkeit durch Beimischung von Benzol, Agraralkohol (in D meist aus Kartoffeln gewonnen, in der Schweiz durch Holzverzuckerung hergestellt) oder durch Zugabe von nicht bleihaltigen Chemikalien. Bis nach dem 2. WK war nicht erkennbar wie die Oktanzahl gesteigert wurde, die Wahrscheinlichkeit, dass das durch Bleizusatz geschah aber eher gering. Eine "Ventilschutzfunktion" ist daher sehr unwahrscheinlich. Zumal in den Jahren noch ein wesentlicher Bestandteil der Fahrzeuge als ventillose Zweitakter unterwegs waren. Der Viertaktfahrer hätte dann wissen müssen, bei welcher Gesellschaft welches Mittel zur Erhöhung der Kopffestigkeit verwendet wurde und hätte dann selektiv nur dieses Benzin tanken dürfen. Auch waren nach dem Krieg erstmal hauptsächlich nur Vorkriegsfahrzeuge unterwegs und wurden von den Autofirmen Vorkriegskonstruktionen gebaut. (Der Käfer als 20er Jahre Konstruktion wurde ja bis in die 90er Jahre gebaut.) Warum die Motoren dann plötzlich verbleites Benzin benötigen sollten ist unklar, vor dem Krieg haben sie es ja offensichtlich auch nicht benötigt. Und wenn man sich so die Literatur ansieht, dann scheint auch nach (Wieder)Einführung des bleifreien Benzins in den 80er/90er Jahren das angekündigte große Motorensterben ausgeblieben zu sein...