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Lackierung von Kleinteilen mit der Sprühdose
#1
Mittlerweile lackiere ich Kleinteile ganz gerne mit Dose, da der Sprühdruck und der Aufwand geringer sind und das Ergebnis bei gründlicher Arbeit vergleichbar ist mit der Pistole. Da ich grade wieder ein paar Kleinigkeiten lackiert habe, wollte ich dieses Thema als Anleitung für Unbeholfene stellen. Ich mach es mit Dose bei Teilen bis zur Größe einer Spiegelkappe. Für alles was größer ist nehme ich Pistole und Kompressor. Vorab möchte ich darauf hinweisen das ich kein gelernter Lackierer bin. Ich lackiere seit Jahren schon gewisse Teile. Das größte war bis jetzt die komplette Front eines Ford Fiesta (2 x Kotflügel, Stoßstange und Motorhaube). In der nun folgenden Anleitung habe ich eine Heckwischerabdeckung (ein fettes Danke an Ruslan) in schwarz glänzend lackiert. Dies hatte eine leichte Struktur durch die Fertigung.

Das ist die Ausgangsbasis:

[Bild: twingo-09205620-qaV.jpg]


Zu den Voraussetzungen:
- Staubfreier (also sauberer und gründlicher) Raum mit viel Licht und Wärme
- Zeit

Zu den Materialen:

- Nassschleifpapier (400, 800 und 1000) / Für strukturierte Teile empfehle ich noch eine geringere Körnung (180 oder 200) und ggf. Schleifklotz
- Abklebeband
- Lackierpapier oder alte Zeitungen
- Lackierständer (in meinem Fall Bierflasche) / der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.
- Silikonentferner
- Staubfreies Tuch
- Haftvermittler für Plaste-Teile aus ABS/PU Rim
- Ggf. Haftgrund / Filler für strukturierte Teile (am besten hellen Haftgrund für dunkle Farben oder dunklen Haftgrund für helle Farben)
- Farbe / Lack (Meine ist eigentlich Kontrolllack für 3,99 Euro bei kfzteile24, aber dafür reicht es)
- Klarlack (Ich empfehle nur 2 Komponenten Klarlack aus der Dose)

[Bild: twingo-09205753-MLc.jpg]
Abklebeband habe ich vergessen beim Gruppenbild.

1.) Schleifen

Das Nassschleifpapier schon mindestens 30 Minuten vorher im Wasser weich werden lassen. Ich nehme meist lauwarmes Wasser mit einem kleinen Spritzer Spülmittel. Das hat zwei Vorteile. Erstens gleitet das Papier durch das Spüli besser und zweitens werden die Teile dadurch entfettet. Geschliffen wird von grob zu fein. In meinem Fall also von 400er (am meisten), dann 800er und am Ende 1000er. Es ist äußerst wichtig, dass das zu bearbeitend Teil und das Schleifpapier immer ausreichend nass sind. Hierbei ist Geduld und penible Gründlichkeit angesagt. Achtet darauf dass beim Handschleifen der Druck gleichbleibend ist und hauptsächlich mit kreisenden Bewegungen gearbeitet wird. Sollte das Wasser zu stark verschmutzt sein, ist ein Wasserwechsel angesagt. Kontrolliert das Teil immer wieder auf Unebenheiten bis es wirklich perfekt und Glatt wie ein Babypopo ist. Die Vorarbeit ist das zeitraubenste, aber umso besser die Vorarbeit umso besser ist das Ergebnis. Ich habe für das Schleifen des kleinen Teiles ca 30-40 Minuten gebraucht. Aber die Zeit spielt keine Rolle, sondern das Ergebnis. Durch den Wasserfilm könnt Ihr auch überprüfen wie das Teil nach dem Klarlack aussehen wird.

[Bild: twingo-09205931-Wzb.jpg]

[Bild: twingo-09210028-1jO.jpg]

2.) Trocknen und Reinigen

Wenn Ihr mit dem Schleifergebnis zufrieden seit müsst Ihr das zu lackieren Teil gründlich entfetten. Dazu das Teil erstmal trocknen und anschließend einsprühen das mit Silikonentferner und einem Staubfreien Tuch es gründlich reinigen. Der Silikonentferner verfliegt recht schnell. Achtet darauf dass sich in keiner noch so kleinen Ritze noch Wasser befinden kann. Das Teil muss im Anschluss staubtrocken sein. Wasser wird eure Lackierung hochkommen lassen. Grundsätzlich empfehle ich auch das Teil nach dem Schleifen einen Tag im warmen Raum liegen zu lassen damit es warm und trocken ist. Da ich heute auch ein bisschen Zeitdruck hatte nahm ich Heizung und Fön zur Hilfe.

[Bild: twingo-09210246-2cc.jpg]

3.) Letzte Vorbereitungen


Überlegt euch welcher Bereich von eurem Teil lackiert werden soll und welcher nicht. In meinem Fall ist es recht einfach. Dann könnt Ihr alles fixieren mit Klebeband. Ich lege meist Zeitung unter, da diese den Sprühnebel gleich ansaugt. Achtet auf eine richtige und sichere Fixierung eures Teils, denn fällt es beim Lackieren runter müsst Ihr wieder bei Schritt 1 anfangen. Richtet das Teil so aus das Ihr an alle Stellen gut rankommt ohne das Teil zu berühren. Kurz vor dem nächsten Schritt empfehle ich ein letztes mal das Teil mit Silikonentferner abzuwischen und diesen kurz verfliegen zu lassen (Denn auch Fingerabdrücke beinhalten Fett)

[Bild: twingo-09210145-hoo.jpg]

4.) Haftvermittler / Haftgrund / Filler

Achtet jetzt im Winter darauf das euer Raum zum lackieren ordentlich beheizt ist. Ich lackiere bei gemütlicher Raumtemperatur. Da mein Teil komplett glatt ist bedarf es nur Kunststoff-Haftvermittler. Hatte euer Teil mal eine Struktur oder ist nicht aus Kunststoff benötigt Ihr Haftgrund/Filler. Je nachdem wie das Teil aussieht nach dem fillern würde ich diesen nach einem Tag nochmal nass schleifen mit 1000er und 2000er Schleifpapier.
Schüttelt den Haftvermittler ordentlich durch. Benutzt ein gutes Cap. Ich bekomme immer ganz gute zusätzlich von meinem Lackierbedarf-Geschäft. Dann kurz probe sprühen an einem Stück Pappe oder ähnlichem (dabei darauf achten das gleichmäßig gesprüht wird und keine . Nicht erschrecken der sieht aus wie eine silberne, klare Mischung und dies silbernen Teile laufen auch gut. Beim Haftvermittler reicht ein Sprühgang. Ich empfehle immer erst anzufangen an den Stellen den schwer zugänglich sind und nicht in der Fläche sind (Warum erkläre ich gleich beim Lack). In meinem Beispiel also von unten und zuletzt oben. Achtet darauf das Ihr beim Lackieren die Dose immer bewegt und nicht an einer Stelle stehen bleibt (Nasen Gefahr). Sprühanfang und Sprühende sollten immer außerhalb des zu lackierenden Teils sein, wegen der Gleichmäßigkeit.
So sah es danach in meinem Fall aus (kaum zu erkennen das da was drauf ist):

[Bild: twingo-09210430-qmT.jpg]

[Bild: twingo-09210523-9Zt.jpg]

Im Anschluss den Haftvermittler umdrehen und das Cap sauber sprühen. Sonst ist es beim nächsten mal verklebt. Nun sollte das Teil ca 30 Minuten trocknen. Ob es dann Handfest ist, könnt Ihr an eurem Lackierständer (in meinem Fall Flaschenhals) überprüfen.

5.) Lack / Farbe

Gleiches verfahren wie beim Haftvermittler. Erstmal gründlich die Lackdose schütteln. Dann probesprühen und überprüfen ob es sich auch wirklich um eure Farbe handelt. Jetzt fangt Ihr wieder mit den schwer zugänglichen Stellen an. Dass hat den Grund, wenn Ihr erst die normalen Flächen macht und im Anschluss die Stellen die schwer zugänglich sind habt Ihr den Nebel auf den sofort sichtbaren Stellen. Das fällt bei metallic Lacken und bei Klarlack sehr schnell auf. Hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt. Denkt daran Geduld zu haben. Ruhig mal kurz warten wenn Ihr mit den ersten Stellen fertig seid, denn geht Ihr da sofort nochmal rüber fängt es an zu laufen und wir sind wieder bei Schritt 1. Wenn alles Lack abbekommen hat, dann lasst Ihr die Farbe kurz antrocknen und wiederholt noch einen Sprühgang nach ca 20-30 Minuten. Für den Test empfehle ich wieder den Lackierständer.

[Bild: twingo-09210638-k7L.jpg]

[Bild: twingo-09210738-lDP.jpg]


Im Anschluss den Lack umdrehen und das Cap sauber sprühen. Sonst ist es beim nächsten mal verklebt. Nun sollte das Teil ca 30 Minuten trocknen. Ob es dann Handfest ist, könnt Ihr an eurem Lackierständer (in meinem Fall Flaschenhals) überprüfen.

6.) Klarlack

Beide Komponenten mischen (Bodenventil öffnen) und nochmal richtig schön schütteln und anschließend probesprühen. Ich sprühe beim Klarlack die erste Schicht immer recht dünn und neblig. Angefangen auch wieder an den Stellen wo ich schlecht ran komme bis hin zu der Oberseite. Dabei lasse ich mehr Abstand als normal. So wird das Teil nur eingenebelt. Die erste Schicht lass ich nur ganz kurz (5 Minuten ungefähr) antrocknen. Danach kommt eine dickere und deckende Schicht. Das Teil sollte dann aussehen wie aus dem Wasserbad. Je nach Beanspruchung (z.B. bei Scheinwerferblenden) sprühe ich noch eine gleichmäßige dritte Schicht. Der Umgang mit Klarlack sollte für unerfahrene vorher geübt werden, denn wenn Ihr jetzt ein Fehler macht, seid Ihr wieder bei Schritt 1.

Neblige Schicht:
[Bild: twingo-09211117-L3F.jpg]

Dicke Schicht:
[Bild: twingo-09211232-KBI.jpg]

[Bild: twingo-09211310-DFu.jpg]

[Bild: twingo-09211346-Y2w.jpg]


Die Klarlack-Dose braucht Ihr nicht sauber sprühen, diese sollte nach der Lackierung in den Müll, denn sobald die Klarlack und Härter sich vermischt haben wird dieser ziemlich schnell hart.

Euer lackiertes Teil sollte so nach ca 60 Minuten bei Zimmertemperatur bereits so fest sein, das man rüber streicheln kann. Wo Ihr das testen könnt wisst Ihr ja nun. Bevor es komplett ausgehärtet ist empfehle ich das Teil 48 h trocknen zu lassen.
Kurze Anmerkung noch zum probe sprühen: Ich benutze immer die gleiche Stelle auf der Pappe (die übrigens von Ruslan seiner Verpackung ist). So sehe ich gleichzeitig ob sich die unterschiedlichen Schichten miteinander vertragen.

[Bild: twingo-09210927-gLW.jpg]

Hier das Ergebnis nun endgültig beim trocknen ohne Nebel:

[Bild: twingo-09212758-49h.jpg]

[Bild: twingo-09212826-14A.jpg]

Für komplette Neuling empfehle ich die Arbeitsschritte zu üben an einem beliebigen Stück bevor es ans Eingemachte geht. Nicht nur Klarlack sprühen muss geübt sein, sondern auch das richtige und gründliche schleifen.


Wie Ihr seht ist das lackieren kein Hexenwerk. Und das eigentliche Lackieren ist das schnellste im Vergleich zur Vorarbeit. Ich hoffe Ich konnte dem einen oder anderen helfen. Für Fragen oder Anregungen / Verbesserungsvorschläge bin ich gerne offen.

PS: Sollte diese Thema hier fehl am Platze sein, bitte ich den zuständigen Moderator es in den richtigen Bereich zu verschieben.

Grüße
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Es bedanken sich: 9eor9 , mecRS , rapiderich , Chemnitzsurfer


Nachrichten in diesem Thema
Lackierung von Kleinteilen mit der Sprühdose - von Waschi - 09.12.2015, 21:30

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